Montag, 4. August 2008

Beinahe geglückt

Ja, sie haben einen gefunden, der es kann. Die Präsenz des Werner Faymann ist prinzipiell gut. Der Mann hat viel von und über das Handwerk des öffentlichen Auftritts gelernt. Die Fotoserien sind gekonnt und geglückt auf diversen Internet-Fotoseiten gelandet. Das Lächeln sitzt, der Blick ist offen und gerade. Faymann hat sogar Lippen, die nicht zu dünnen Schlitzen zusammengepresst sind, wie bei so vielen Politikern.

Und dann passiert der Zentrale so ein Foto zum Auftakt?

Es hat wohl verschmitzt, oder sympathisch, oder menschlich oder sonst etwas wirken sollen, das neue Foto auf der Auftakt Kampagne der SPÖ „Genug gestritten“.

Aber das Lachen dieses Werner Faymann, der im Prinzip sowohl mit den Augen als auch mit der mimischen Muskulatur sehr offen und authentisch lachen kann, wird auf dem Auftaktfoto zu einem leicht gepressten, etwas zu verschmitzten, zu viel hintergründig wissendem und eindeutig zu gekünstelten Sympathielächeln, das einfach nicht echt wirkt, dafür aber sehr viel wollend und beinahe anbiedernd sich von der Plakatwand herunter windet.

Auf den Videos aber wird es noch kritischer.
Zwei wesentliche Elemente, werden wohl noch öfters das Gefühl vermitteln, dass irgendetwas in der Authentizität nicht so ganz stimmt.

Das eine ist die fehlende Kraft aus dem Becken. Medizinisch ausgedrückt würde dies eine Verbindung der körperlichen Präsenz mit den weit unten liegenden Weichteilen bedeuten, das auch im medizinischen Wortlaut formuliert noch immer unhöflich klingen würde – auch wenn es das gar nicht wäre – was wir hier aber weder so noch so zum Ausdruck bringen wollen.

Trotzdem spürt man es! Kommt nämlich diese Energie von ganz unten und hat dort Kraft und einen festen Sitz – wie bei Erwin Pröll oder Michael Häupl – dann schwingt das auch in der Stimme und in der Präsenz im Raum deutlich mit. Diese Energie ist bei Faymann sehr zurückhaltend ausgebildet. Und man wird von Faymann wohl auch kaum die markigen und sexuell eindeutig aufgeladenen Bemerkungen und Witzeleien hören, wie es die beiden vorhin genannten regelmäßig und nicht zu mäßig ins politische oder gesellschaftliche Schlachtfeld rufen, wenn es gerade passt, oder auch nicht so sehr passt.

Zudem – oder vielleicht gerade deshalb – rutscht die Stimme des Werner Faymann auch aus dem weichen Grundton, mit dem er ein angenehmes Basisgefühl vermittelt ohne Übergang in einen nasalen Ton, der zwischen der Nasenscheidewand und den Backenknochen entsteht und beinahe knarrend oder quietschend hervorzischt. Das ist die klassisch untrainierte Druid-Technik bei der die Gefühle, die im Herzbereich entstehen, in der Stimm-Modulation ungekonnt abgeschnitten werden.

Die Stimme des Archetyp Druid vermittelt klassischerweise eine große Klarheit. Bei Faymann aber ist der Archetyp Empress genetisch stärker ausgeprägt, ein Archetyp, der die Bewegungen und die Stimme vom Herzen her steuert.

Fehlt nun die Basis aus dem Becken und die Energie aus diesem Bereich, und fehlt zudem der Wille des Warrior aus der Gallenblase und die Kraft der Empress aus dem Herzen, die sich selbst als Königin erkennt und das gesamte Land mit ihrer Kraft und Fülle bestimmen und positiv über das Volk darin herrschen will, so wird es leider etwas dünn. Und dieses Dünne hört man dann in der Stimme und sieht es in der Bewegung.

Wenn Faymann nachdenkt, was er politsch korrekt sagen soll, dann rutscht ihm seine eigene Persönlichkeit sozusagen nach oben in den Kopf davon und klingt dort dünn und unemotional. Für die Videokonferenzen und TV-Auftritte sagt das nicht allzu viel Gutes voraus.

Aber der Mann scheint lernfähig und kann sich offensichtlich rasch auf neue Herausforderungen einstellen. Wenn er den Archetyp Empress frei lassen kann in seiner Brust und/oder sich auf die Männlichkeit seiner Entscheidungen tief unten beziehen kann, dann ist vieles noch möglich.

In aller Kürze: Es fehlt aktuell die Basis in der Stimme und in der Video-Präsenz (und vielleicht auch gerade deshalb die Basis bei der Basis der SPÖ) und es fehlt auch noch das Selbstverständnis des über positive Gefühle bestimmen könnenden und wollenden Archetyps der Empress, aber die Auseinandersetzung des Wahlkampfes kann hier ja noch einiges bewegen.
Die Richtung der erforderlichen Bewegung ist jedoch klar. Nach untern zur Basis. In die Mitte des Herzens zum Sitz der Gefühle. Und tief und fest in die eigene Selbstsicherheit hinein, nicht mehr in der 2.en Reihe zu stehen, sondern Mittelpunkt zu sein, um den sich alles drehen kann, weil er fest und stabil in sich ruht und weder nach oben - noch sonst wohin - ausweicht und davon schwingt (vor lauter Liebe zum Kompromiss.) – was die SPÖ ja schon einmal hatte – und vielleicht gerade wieder …… .

Aber schauen wir uns das noch an.

Beispiele:
http://www.youtube.com/rotbewegt
http://www.youtube.com/watch?v=alm-gQT07jA&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=oiAuJmw7kng&feature=related

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