Donnerstag, 17. Juli 2008
Faymann der Unsichtbare
Konzentriert auf die wenigen Fotos, die bei der Partei online gestellt wurden, und dem Mini-Video zum Thema Infrastruktur – im Untermenü – läuft einem noch nicht das Wasser im Mund zusammen.
Aus Sicht des Archetype-Watch kehrt am ehesten wieder etwas Ordnung und politische Disziplin ein und löste den tendenziell gefühlsbetonten Stil des Altkanzlers ab, der dann doch nicht genügend volksnah gewesen war.
Grundlegend ist die Aufrichtung des Körpers bei Faymann klarer und deutlicher als bei jedem der anderen Kandidaten. Die Gesichtsanalyse zeigt zudem, dass der Meridiane der Gallenblase deutlicher ausgeprägt ist, als der von Gusenbauer – und auch als der von Molterer. Beide Signale – übertragen in die Archetypen-Analyse – bedeuten, dass der Archetyp Warrior stärker ausgeprägt ist.
Da Molterer aber als Warrior von seiner Grundpositionierung her antritt, wird es spannend ob er sich gegen die kämpferischen Aspekte des Werner Faymann wird glaubhaft durchsetzen können.
Deutlich stabiler ist in Faymann auf alle Fälle die Grundhaltung, die ebenfalls auf den Archetyp Warrior hinweist. Der Kopf sitzt gerade auf den Schultern – bleibt dort aber auch recht unbewegt sitzen. Die Bewegungsmuster der Arme schaffen wenig Verbindung zur Herzregion, was andeutet, dass tief empfundene Gefühle nicht unbedingt locker über den Bildschirm schwirren werden.
Aus dem Archetyp Druid haben sich Faymann und Molterer etwa die gleichen Stärken herausgearbeitet. Der Blick beider Spitzenkandidaten ist fokussiert, neigt manchmal dazu etwas starr zu werden und bleibt auf Details geheftet, wenn der Blick durch den Saal schweift.
Dem Druid entsprechend ist deshalb mentale Schärfe von Faymann zu ähnlichen Teilen zu erwarten, wie von Molterer. Das berührt natürlich nicht das Herz, sondern nur das Gehirn der Menschen – und dort werden Wahlen eher schwer gewonnen.
Kurz zusammengefasst: Was bisher von Faymann sichtbar ist, deutet darauf hin, dass die Berater im Hintergrund alle Hände voll zu tun haben werden, um das menschliche Antlitz des Werner Faymann hervorzuholen.
Mittwoch, 9. Juli 2008
Molterer - der Andere?
Da ist er also gegangen (worden) - der Eine - der Kanzler. Aber sein Vize, der ist nicht nur geblieben, der tritt nun an, selbst Kapitän zu werden, Häuptling, Frontmann, oberster Feldherr und Sieger.
Archetypisch gesehen, eine klare Herausforderung an den Gegner, ein Angriff, der gestanden sein will. Eine Mischung der Archetypen 'Legend' und 'Warrior', die hier versucht wird.
Dabei fordert der Archetyp 'Legend', dass klare Überlegenheit, gepaart mit Gelassenheit und Sicherheit vermittelt wird.
Und das Hervorrufen der Erwartungen nach dem Archetyp 'Warrior' will Mut, Durchsetzungskraft, Klarheit und Stärke eingelöst sehen beim Wähler.
Als Impuls zusammengefasst:
Die Person, die das Einlösen soll - Molterer - kämpft mit ähnlichen Problemen, wie sein ehemaliger Kapitän, der Alt-Kanzler Gusenbauer.
Was Gusenbauer hatte, den Archetyp des ‚Divine Child’ kann Molterer nicht auf die Waage bringen. Die Grunddynamik, mit der er seinen Körper bewegt, ist weit entfernt von beiden Archetypen – dem des Divine Child und dem des Warrior.
Molterer hat das Problem, dass er keine Energie vom Beckenboden her nehmen kann, um seine Figur zu stabilisieren, und damit eine glaubwürdige Körperenergie zu erzeugen, die Stärke und Aufrichtigkeit zugleich vermittelt.
Die sanften Elemente des ‚Dream Creator’, die Molterer mitbringt, machen ihn zwar einerseits etwas sympathischer, als so manch anderen der eiskalten Kollegen seiner Zunft, andererseits aber kann er sie nicht wirklich einsetzen, da er den Weg des Warrior gewählt hat, um seine Partei voranzupeitschen.
Zudem fehlt dem ÖVP Kapitän fast vollständig das Element des Archetyp ‚Young Wild’, der seine Energie aus dem Meridian des 3-fach-Erwärmes bezieht. Diese Spannkraft wird über die Verbindung von Schambein über Solar Plexus bis zum zurückgezogenen Schultergürtel aufgebaut. Die Wirkung auf den Betrachter ist jene von Energie, Dynamik, Frische und Schnelligkeit.
Molterers Schultern aber sind immer etwas eingefallen, genau so wie sein Brustkorb, obwohl er sich sichtlich bemüht, diese Spannung aufzubauen. Aber Medientraining allein ist da zu wenig, da der Grundcharakter nicht verbogen werden soll und darf, damit die Worte natürlich über die Rampe kommen.
Mal sehen, wie das Match weiter geht?!
Wir haben ja viele Auftritte vor uns, die den Warrior und die Legend hervorbringen sollen.
Viel Vergnügen.
Molterer auf YouTube:
http://uk.youtube.com/watch?v=0frhVo9H0TI&feature=related
http://uk.youtube.com/watch?v=pDFVIYufg6I&feature=related
http://uk.youtube.com/watch?v=qZ_y5lZhxPY
http://uk.youtube.com/user/oevpvideos
Dienstag, 8. Juli 2008
Alt-Kanzler Gusenbauer
Foto: SPÖ
Rufen wir ihm noch einmal nach - mit ein paar Worten der Archetypen-Analyse*** - weil es durchaus beachtenswert ist, was Alfred Gusenbauer geschafft hat.
Die Tatsache, dass jemand mit hohen Anteilen des Archetyp 'Divine Child' in der Politik erfolgreich wird, ist durchaus nichts Ungewöhnliches. Aber einige der speziellen Anteile des Alt-Kanzlers am Divine Child sind durchaus noch einmal erwähnenswert.
Ein klar erkennbares Merkmal des Archetyp Divine Child, das der Alt-Kanzler verinnerlicht hatte, war die Bewegungstechnik des ‚Hosenträger-Systems’. Dabei ist nicht gemeint, dass tatsächlich Hosenträger getragen werden - sondern dass die Bewegungen des Oberkörpers wie durch 'gedachte Hosenträger’ stabil gehalten werden. Was heißen will, dass der Oberkörper zwischen Schultergürtel und Beckenboden tendenziell wie ein einziger großer Block bewegt wird, wie eine Gesamtmasse, die nicht aus vielen Zonen und Regionen und Schichten besteht.
Für den Politiker bedeutsam ist dabei die Wirkung, die im Beobachter – zumeist unbewusst – entsteht. Der Zuseher ‚tastet’ sozusagen unbewusst den Politiker ab. Er/Sie weiß, dass der Inhalt der Botschaft ohnedies in Politiker-Floskeln verborgen wird, aber was nicht zu verbergen ist – und deshalb als Wahrheit und als Echtheit verarbeitet wird – ist das, was die Psyche direkt mit und über den Körper zu erzählen hat.
Dabei nutzt der Beobachter nicht eine Analysetechnik, die er in irgendwelchen Körpersprache-Seminaren gelernt hat, sondern er ‚versteht und erkennt’ direkt durch die eigenen Archetypen, die er/sie in sich trägt, welche Archetypen der Politiker in sich entwickelt hat und zu welchen er ehrlich in Verbindung steht.
Darauf beruht in Folge auch die Einschätzung und Beurteilung des Gegenüber - auf der direkten Wahrnehmung: wie es sich ‚im Körper des anderen anfühlt’.
Dabei sind die erwähnenswerten Wirkungen des Archetyp Divine Child:
- eine hohe Grundenergie, weil alle Zellen gut mit Dynamik versorgt werden;
- eine ehrliche und direkte Art, die bisweilen aber auch unsubtil erscheinen kann;
- ein Grundgefühl der Lebensfreude und des Genusses;
- eine tendenziell wenig Ängste auslösende Art der Kommunikation.
Der geringe Bewegungsspielraum des Oberkörpers führt allerdings zu einer reduzierten Wahrnehmungsfähigkeit von feinmotorisch ausgelösten Gefühlen und Zwischentönen.
Und vielleicht liegen hierin das Genie und das Dilemma des Alfred Gusenbauer. Denn zur Haupt-Wirkung des Archetyp Divine Child kommt ein – für einen Politiker – überdurchschnittlich hoher Anteil der Archetypen ‚Dream Creator’ und ‚Poet’ in den Potentialen des Alt-Kanzlers hinzu.
Erkennbar sind diese Anteile an den ausgeprägten und mit Leben erfüllten Lippen - die unter den schmallippigen Politkern der Gegenwart - geradezu eine sinnliche Revolution dargestellt hatten (und haben). Und es ist dies wahrscheinlich die jammervolle Tatsche des Realpolitikers, der hinter der Fassade der Energie und der Durchsetzungskraft, eine weiche und sensitive Charakter-Justierung nicht hat entwickeln dürfen oder können.
Denn Einfühlungsvermögen und Kompromissfähigkeit, die dem Archetyp des Dream Creator entspringen, verkommen in der medialen Schlagzeilenschlacht schnell zum Wendehals und Verlierer-Typ.
Deutlich sichtbar wurde dies in den stets suchenden und intensiven Zungenbewegungen, die der Altkanzler so gekonnt, wenngleich auch ziemlich unglücklich ausgeführt hat, um seinen Mundraum zu ertasten. Es ist dies ein typisches Merkmal, mit dem versucht wird, Situationen und Aussagen über den Geschmackssinn zu ‚erfühlen’. Damit wird eine direkte Verbindungsbrücke zwischen der sinnlich-direkten Wahrnehmung des Divine Child und der einfühlsamen Charakter-Justierung des Dream Creator aufgebaut.
Allerdings wird damit auch ein Eindruck im Betrachter ausgelöst, dass trotz aller Ehrlichkeit, nicht der Boden eines sicheren Standes erreicht werden kann, auf dem stabile Entscheidungen getroffen werden können.
Denn die klare Worte, die von den geschärften Lippen und den voll kontrollierten Muskelbewegungen des Sprechapparates abgeschossen werden, sind das Erscheinungsbild und die Wirkungsweise des Archetyp ‚Warrior’, der in Alfred Gusenbauer nur untergeordnet aufgetaucht war. Und wenn der Archetyp des Warrior erschien, wirkte er aufgesetzt und bemüht, was wiederum nicht der angestrebten Wirkung des zielstrebigen, unerschrockenen Kämpfers für die Sache entsprach.
Dass dies nur wenige Signale sind, die dem gesamten Spektrum der Archetypen entnommen sind, ist selbstredend. Aber es soll der Stil dieses Blogs sein, Anregung zu Diskussionen zu bieten, die von einzelnen Impulsen, wie diesem ausgehen.
In diesem Sinne.
Viel Spaß im Wahlkampf 2008 liebe Spitzenpolitiker.
Beispiele auf YouTube:
http://www.youtube.com/watch?v=Q5IG1XU5Dhs
http://www.youtube.com/watch?v=NiitaypEKIM&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=Yw3iBdJuAbc&feature=related
***Anmerkung:
Archetypen – im Sinne der dramaturgischen Archetypen – sind spezifische Ausprägung des menschlichen Charakters, die sowohl Individualität als auch Grund-Persönlichkeit auf der körperlichen, der psychischen und der mentalen Ebene definieren. Diese Elemente werden vorwiegend über die unbewusste Ebene kommuniziert.
Nationalratswahl 2008
Hier werden in den kommenden Wochen die Spitzenkandidaten
Faymann, Molterer, Strache, Van der Bellen, Westenthaler
beobachtet und ihre Auftritte nach den Gesichtspunkten der Archetypen-Lehre kommentiert.
Viel Spaß beim Lesen und Kommentieren.